Dem aufmerksamen Schildersammler dürfte aufgefallen sein, dass im Moment auf ebay sowohl eine Esslinger Wolle Oma (Original) wie auch ein Rossa Cigaretten (Replika) angeboten sind.

Wenn ich diese beiden Schilder sehe, fällt mir wieder eine herrliche Geschichte ein um diese beiden Schilder, die ich hier zum Besten geben will.

Es war Anfang der 80er Jahre und ich sammelte nicht nur seit ein paar Jahren Emailschilder, sondern restaurierte und verkaufte auch alte Möbel, um mein Studenten-Bafög aufzubessern.


Deshalb war ich immer sehr früh morgens mit einer Taschenlampe bewaffnet auf Flohmärkten (die damals den Namen noch verdienten!). An jenem Samstag fand ein solcher  in Weinheim statt und ich entdeckte noch bei Dunkelheit eine vierschübige Weichholzkommode auf dem noch nicht entladenen Anhänger eines Händlers. Um keine unnötige Zeit zu verlieren, einigte ich mich mit dem Verkäufer, einem Roma,  ohne genaueres Hinsehen auf 50.- Mark für die unrestaurierte Kommode, die er dem Bekunden nach gerade erst beim Sperrmüll im Odenwald gefunden hatte. Ich drückte dem Händler den Schein in die Hand und sagte, dass ich später vorbeikomme, um sie abzuholen.


Ein paar Stunden später fuhr ich mit meinem Variant vor und wir steckten die Kommode in mein Auto. Ich lud sie dann später in meinem Möbellager, einer alten Scheune, ab und schenkte ihr über ein Jahr lang keine weitere Beachtung. Irgendwann kam mal ein Zwischenhändler und kaufte mir das immer noch unrestaurierte Teil für 100.- Mark ab. Vor dem Verladen schaute ich instinktiv noch in die Schubladen und entdeckte dort ein paar Zeitungsbündel. Beim näheren Betrachten stellte sich heraus, dass es sich um 4 in alte Zeitungen eingewickelte Emailschilder (!!) handelte, die weder der Verkäufer damals noch ich bemerkt hatten! Das erste entpuppte sich als ein frühes Henninger Bier Schriftschild, das zweite als ein kleines Maggi („Die besten“), das dritte als ein sehr schönes kleines Schachenmayer Wolle und das vierte…als ein nahezu PERFEKT ERHALTENES ESSLINGER WOLLE mit der Oma!!! Ich werde nie den Augenblick vergessen, als ich dieses herrliche Schild auspackte!


Viele Jahre zierte die Oma neben anderen Hohlwein Schildern eine Wand in meiner Wohnung. Eines Tages, es muss so Ende der 80er Jahre gewesen sein, erzähle mir ein Sammler, dass die Trägers von einem Taucher drei ROSSA Cigaretten Schilder bekommen hätten, die dieser in einem See geborgen hatte. ROSSA Cigaretten! In meinen Augen schon damals eines der absoluten Traumschilder, das ich nur ein Mal in einem Buch und nie zuvor live gesehen hatte und das sich wunderbar neben meinem Problem-Türken, Casanova, Mirko, Enver Bey gemacht hätte. Ich nahm sofort Kontakt mit Karin Träger auf und sie bestätigte den Fund und dass alle drei Schilder in gutem bis sehr guten Zustand seien. Zwar hätte eines ein paar größere Macken, aber die Farben und der Glanz seien noch hervorragend. Es seien schon mehrere Kaufangebote bei ihr eingegangen und schließlich habe sie eines der drei an Andreas Maurer verkauft. Aber das zweite wollte sie nur tauschen und das Beste natürlich behalten. Was ich denn anbieten könne?                                                                                       

Ich machte ihr diverse Tauschangebote, aber immer sagte Karin „Das haben wir schon“ oder „Das gefällt uns nicht“ oder „Dafür gebe ich doch kein Rossa her“. Schließlich fragte sie:“Hast du nicht ein fast perfekt erhaltenes Esslinger Wolle?“ „Ja“, sagte ich, „aber das will ich eigentlich nicht hergeben.“ „Überlegs dir“, meinte sie trocken,“ dafür würde ich das Rossa tauschen.“   

 

Nach einer durchgrübelten Nacht willigte ich schließlich ein und tauschte meine Oma gegen die drei nikotinsüchtigen Mohren.               

                                                                                                                     So kam es, dass ich immer, wenn mich ein Besucher neidvoll fragte, woher ich das Rossa habe, sagte:“ Aus der Tiefe eines bayerischen Sees. Aber genau genommen lag es in einer ollen Weichholzkommode, an der ich nen Fünfziger verdient habe…“


Uli Black