Fellbach Die Veranstalter der Reklamebörse sind mit der Resonanz in der Alten Kelter zufrieden - Fortsetzung geplant.

 

Von Sascha Sauer

 

 

 

Micky Waue hat sein ganzes Haus  mit Emailschildern zugepflastert.

 

Der 56-Jährige ist schon als Jugendlicher durch die Schrebergärten gezogen und hat "Schilder gepflückt", wie er es nennt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese wegen Materialknappheit gerne zum Abstecken der Beete benutzt.
"Ich habe damals Kulturgut sichergestellt", sagt Waue augenzwinkernd. Heute gilt er als Altmeister der Gründerszene.Rund 50 Händler aus Deutschland und
der Schweiz haben am Samstag bei der ersten Reklamebörse in der Alten Kelter ihre Tische aufgebaut. Micky Waue bietet hochwertige Emailschilder an - von rostigen Exemplaren aus Schrebergärten keine Spur. Der Zustand sei für den Preis das entscheidende, erklärt der Händler. "Eine gescheite Persilfrau bekommt man ab tausend Euro." Nach obenhin gebe es beim Preis aber praktisch keine Grenze.

Der Veranstalter der Reklamebörse ist hoch zufrieden. Bereits zwei Stunden nach Beginn sagt Jürgen Schmude: "Das ist die erste und nicht die letzte Börse hier." Mit rund 350 Besuchern rechnet er an diesem Tag. Vom Veranstaltungsort ist der 60-Jährige begeistert. "Es ist eine tolle Symbiose zwischen Kelter und Emailschild - beides ist alt." Damit man sich nicht wie auf einem 08/15- Flohmarkt fühlt, hat Schmude extra Maultaschen, Schnitzel, Würste, Kuchen und Kaffee geordert. "Es reicht eben nicht, . bloß Verkaufstische aufzustellen", sagt er.

 

Vor fast 35 Jahren hat Schmude die Sammelwut gepackt. Heute stehen Hun-
derte Emailschilder, aufgereiht wie Schallplatten zum Durchblättern, in seiner Wohnung. Aber was macht die Faszination aus? Zum Verständnis holt er ein Brauereiwerbeschild von Schwabenbräu aus dem Jahr 1925. Darauf grinsen ein Braumeister, sein Geselle und der Stift. "Wer gerade eine Fahrradtour hinter sich hat, wird nach dem Anblick der Reklame geradezu nach Bier lechzen", sagt Schmude.

Aber auch das Material fasziniert ihn. Email trotzt im Gegensatz zu Blechen und Plakaten Wind und Wetter. "Jede einzelne Farbe wurde bei 800 Grad eingebrannt", erklärt Schmude und lässt wiederholt seine Hände über das Brauereiwerbeschild gleiten. "Wir Spinner streicheln unsere Schilder", sagt er. Im Gegensatz zu Ebay bekomme man auf der Reklamebörse immer Originale. "Keine billigen Fakes aus Indien und, Polen."

Manfred Hahn gehört mit seinen 75 Jahren zu den älteren Sammlern. "Hobby-
raum, Flur und Garage sind bei mir voll mit . Emailschildern", erzählt der Metzinger, Vor allem alte Brauereischilder aus dem Kreis Reutlingen haben es dem Senior angetan. Damit gehört Manfred Hahn zu den so genannten Heimatsammlern, erklärt Jürgen Schmude. "Diese suchen auch Aschenbecher, Glasschilder und Kalender, die aus dem näheren Umkreis ihres Zuhauses stammen."